Es ist nur 0,1 Millimeter dick. Corning faltet es derzeit auf einen Radius von fünf Millimetern. Die derzeit verwendeten Abdeckungen aus Polymer-Kunststoff sind anfälliger für Kratzer als Gorilla Glass.
Das US-Unternehmen Corning, dessen speziell gehärtetes Gorilla-Glas die Displays vieler Smartphones schützt und auch als rückwärtige Gehäuseabdeckung verwendet wird, entwickelt eine neue Glassorte, die bei faltbaren Displays zum Einsatz kommen soll. Wie Wired berichtet, soll das Glas nur 0,1 Millimeter dick sein und sich auf einen Radius von 5 Millimetern falten lassen.
Die derzeit verfügbaren Glassorten seien nicht für faltbare Smartphones geeignet, wird John Bayne, Chef der Gorilla-Glass-Sparte bei Corning, in dem Bericht zitiert. „Mit einer Glaslösung stellen wir die Gesetze der Physik wirklich infrage, denn um einen sehr engen Biegeradius zu erhalten, müssen sie immer dünner werden, aber sie müssen auch in der Lage sein, einen Sturz zu überlegen und Schäden zu widerstehen.“
Samsung und auch Huawei setzen bei ihren faltbaren Smartphones Galaxy Foldund Mate X auf eine Displayabdeckung aus Kunststoff. Ein spezieller Polymer-Kunststoff soll zudem für eine höhere Flexibilität sorgen und verhindern, dass der Faltvorgang sichtbare Spuren im Kunststoff hinterlässt. Samsung verspricht beispielsweise, dass sein Infinity-Flex-Display 100.000 Öffnen- und Schließvorgänge übersteht.
Ein Nachteil ist jedoch die höhere Anfälligkeit gegenüber Kratzern und anderen Beschädigungen. Wired vermutet, dass das auch ein Grund dafür ist, dass Huawei und Samsung Testern und Medienvertretern bisher nur sehr eingeschränkt die Möglichkeit gegeben hat, die Geräte „in die Hand zu nehmen“. Zudem vermittle Kunststoff ein weniger wertiges Gefühl als Glas, das Smartphonehersteller in den vergangenen Jahren stets als das hochwertigere Material vermarktet hätten.
Allerdings stößt Corning dem Bericht zufolge bei der Entwicklung eines faltbaren Glases noch an bestimmte Grenzen. Schon beim Displayschutz Gorilla Glass gilt, dass ein härteres Glas besser gegen Kratzer schützt und zugleich anfälliger für Sturzschäden ist. Das gilt selbstverständlich auch für ein Glas, das so „weich“ ist, dass man es falten kann.
„Der Kern des Problems, das wir zu lösen versuchen, die technische Herausforderung, ist, kann man diese engen Biegeradien von 3 bis 5 Millimetern einhalten und gleichzeitig die Schadensfestigkeit des Glases erhöhen“, sagt Bayne. „Das ist die Richtung, in der wir uns bewegen.“
Zu diesem Zweck soll Corning nun versuchen, zwei seiner Produkte zu kombinieren: das herkömmliche Gorilla Glas mit dem aufrollbaren Willow Glass. Letzteres wird jedoch unter Einsatz von Salzen hergestellt, wie wiederum nicht der Elektronik des Displays in Berührung kommen dürfen. „Bei einer Display-Anwendung sitzen die Transistoren auf dem Glas. Transistoren hassen Salz: Natrium, Kalium, alles aus der Salzfamilie wird einen Transistor zerstören“, so Bayne weiter. „Damit diese Glasfamilie funktioniert, muss man diese Komponenten im Glas haben, die mit Transistoren nicht kompatibel sind.“
Die bisher verfügbaren Muster sollen dem Bericht zufolge noch nicht zufriedenstellend sein. Kunden wollten „einen besseren Schutz vor Stürzen oder einen engeren Biegeradius“, ergänzte Bayne. „Wir können das eine oder das andere geben. Der Schlüssel ist, ihnen beides zu geben.“
Corning erwartet demnach, dass ein faltbares Glas zur Verfügung steht, sobald die von Samsung propagierten Foldables den Massenmarkt erreichen. Käufer von Samsung Galaxy Fold und Huawei Mate X müssen sich indes darauf einstellen, dass die faltbaren Displays ihrer Geräte leicht verkratzen
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