Guo Ping versichert, dass Huawei niemals Hintertüren in seine Telekomausrüstung einbauen und es auch nicht anderen erlauben wird. Das Prüfungs- und Zertifizierungssystem NESAS empfiehlt er als weltweite Grundlage für bessere Netzwerksicherheit.
In einer Rede auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat Huaweis Rotating CEO Guo Ping auf die Vorwürfe der US-Regierung geantwortet und eine faktenbasierte Regulierung für eine sichere Cyberumgebung gefordert. „Huawei hat nie Hintertüren eingebaut und wird das nie tun“, versicherte er außerdem. „Und wir werden es nie jemand anderem erlauben, dies in unserer Ausrüstung zu tun.“ Als ironischen Umstand bezeichnete er, dass das US-amerikanische Gesetz CLOUD Act es andererseits amerikanischen Regierungsstellen ermöglicht, grenzüberschreitend auf Daten zuzugreifen.
Der amtierende Huawei-Chef bezog sich auf Empfehlungen des weltweiten Branchenverbands der Mobilfunkbetreiber GSMA, der für eine Zusammenarbeit von Regierungen und Mobilfunkbetreiber eintritt. „Um ein System aufzubauen, dem wir alle vertrauen können, brauchen wir abgestimmte Verantwortlichkeiten, einheitliche Standards und klare Vorschriften“, sagte er. „Ich stimme den jüngsten Empfehlungen voll und ganz zu.“ Regierungen und Mobilfunkbetreiber sollten zusammenarbeiten und sich auf das für Europa vorgeschlagene Prüf- und Zertifizierungssystem NESAS (Network Equipment Security Assurance Scheme) zu einigen. „NESAS ist eine sehr gute Idee und ich würde empfehlen, es auf die gesamte Welt auszudehnen.“ Guo Ping führte Huawei außerdem als erstes Unternehmen an, das „5G-Netzwerke im großen Stil bereitstellen kann“.
US-Geheimdienste und die Bundespolizei warnen andererseits schon länger vor Huawei und möglicher Spionagetätigkeit mithilfe der Telekommunikations-Infrastruktur des chinesischen Herstellers. Die USA drängen außerdem verbündete Länder zum Verzicht auf chinesische Telekommunikationsausrüstung. Australien schloss die chinesischen Netzwerkausrüster Huawei und ZTE bereits effektiv von einer Teilnahme am Ausbau von 5G-Mobilfunknetzen aus. Die australische Regierung begründete ihre Maßnahme mit einer Gefährdung der nationalen Sicherheit – die chinesischen Netzwerkausrüster hätten den Anweisungen einer fremden Regierung zu folgen.
In ähnlicher Weise gingen Neuseeland und Japan vor, während Kanada und Großbritannien noch mögliche Sicherheitsrisiken beim 5G-Ausbau mit Huawei abwägen. Die britische Cybersicherheitsbehörde NCSC geht inzwischen von kontrollierbaren Risiken aus. Jahrelange Prüfung der Huawei-Technik brachte demnach keine Hinweise auf Hintertüren.
Die Netzbetreiber haben weniger Berührungsängste gegenüber Huawei. In der Schweiz beispielsweise arbeiten die führenden Telekomanbieter Swisscom, Sunrise sowie Salt mindestens teilweise mit Huawei-Technik. Sunrise setzt inzwischen sogar bei seiner gesamten Netzinfrastruktur auf Huawei und prescht mit dem 5G-Aufbau voran – schon Ende März 2019 sollen 150 Städte und Orte mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G abgedeckt sein.
Blauäugig gehen die Schweizer aber auch nicht heran. Die Neue Zürcher Zeitungführt dazu Experten an, laut denen weder die Amerikaner noch die Chinesen vor Manipulationen zurückschrecken. Nach den Snowden-Enthüllungen sieht Informatiker Andreas Steffen von der Hochschule für Technik in Rapperswil sogar die größere Gefahr in amerikanischen Netzwerkkomponenten, etwa von Juniper, Cisco oder Intel. Der Spezialist für sichere Netzwerkprotokolle ist zugleich sicher, dass auch in chinesischen Geräten Hintertüren vorkommen. Dass bislang keine Beweise für manipulierte Huawei-Komponenten gefunden wurden und die USA ihre Anschuldigung nie belegten, erklärt sein Rapperswiler Professorenkollege und Netzwerksicherheitsexperte Laurent Metzger damit, dass Backdoors in Netzwerkkomponenten extrem schwierig zu identifizieren sind.
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