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Fitbit-Übernahme durch Google: Brüssel meldet Bedenken
Daten über die Gesundheit und Fitness von Bürgern können im Internet Gold wert sein. Das weiß auch der amerikanische Online-Riese Google. Nun hat er allerdings Ärger mit den Wettbewerbshütern der EU.
Brüssel (dpa) - Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission haben Bedenken gegen die geplante Übernahme des Fitnessuhren-Spezialisten Fitbit durch den Online-Riesen Google angemeldet.
Es müsse sichergestellt werden, dass die Kontrolle, die Google infolge der Übernahme über Daten erhalte, nicht zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führe, teilte die zuständige Vizepräsidentin Margrethe Vestager mit. Deswegen werde nun eine eingehende Untersuchung eingeleitet.
Sie könnte dazu führen, dass die geplante Übernahme an Auflagen geknüpft oder sogar untersagt wird. Das Ergebnis soll spätestens am 9. Dezember feststehen.
Konkret geht es bei der Untersuchung darum, dass die Übernahme nach Ansicht der Wettbewerbshüter negative Auswirkungen auf die Märkte für Online-Werbung haben könnte. "Wenn Google seinen Datenvorteil bei der Personalisierung von Werbeanzeigen, die es über seine Suchmaschine platziert und auf anderen Internetseiten anzeigt, weiter ausbaut, würde es für Wettbewerber schwieriger, mit den Online-Werbediensten von Google mitzuhalten", heißt es von der Kommission.
Dadurch würden für Wettbewerber Schranken für den Marktzutritt und Hindernisse für die Expansion geschaffen - was letztlich zulasten von Werbetreibenden und Website-Betreibern ginge, die höhere Preisen zahlen müssten und weniger Auswahl hätten.
"Es wird davon ausgegangen, dass die europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher tragbare Geräte in den kommenden Jahren immer intensiver nutzen werden", erklärte Vestager zu den Bedenken. Dies werde mit einem exponentiellen Anstieg der durch diese Geräte generierten Daten einhergehen und Unternehmen zudem tiefe Einblicke in Leben und Gesundheit ihrer Nutzer bieten.
Von Google bereis im Juli angebotene Zugeständnisse lehnte die EU-Kommission mit der Entscheidung für die eingehende Untersuchung als unzureichend ab. Sie hatten aus dem Angebot bestanden, über tragbare Geräte erhobene Daten getrennt von den übrigen Datensätzen von Google getrennt in einem "Datensilo" aufzubewahren. Diese Daten wären dann von Google nicht für Werbezwecke genutzt worden.
Google hatte Anfang November des vergangenen Jahres Pläne zur Übernahme von Fitbit für gut zwei Milliarden Dollar bekanntgegeben. Dabei hieß es, dass Daten des Fitness-Spezialisten nicht für personalisierte Werbung verwendet werden sollen. Bereits Anfang des Jahres warnten europäische Datenschützer allerdings, eine weitere Ansammlung von Nutzer-Informationen in der Hand eines großen Tech-Unternehmens sei ein Risiko für den Schutz der Privatsphäre.
Googles Hardware-Chef Rick Osterloh bekräftigte in einem Blogeintrag am Dienstag, "die Gesundheits- und Wellness-Daten von Fitbit" würden nicht für Google-Anzeigen genutzt. Die Fitbit-Nutzer werden wie üblich die Wahl bekommen, ihre Daten statt eines Umzugs zu Google zu löschen. "Bei diesem Deal geht es um Geräte und nicht um Daten", betonte er. Der Konzern glaube, dass die Kombination aus Google und Fitbit den Wettbewerb in dem Geschäft verstärken werde - denn die nächste Generation der Geräte werde besser und erschwinglicher.
Fitbit war ein Pionier im Geschäft mit Fitness-Armbändern, die Schritte und verbrauchte Kalorien zählen. Allerdings wurde dieses Geschäft inzwischen aus zwei Richtungen aufgerollt: Apple ist sehr erfolgreich mit seiner Computer-Uhr Apple Watch, die auch diverse Fitness-Funktionen hat - und bei einfachen Armbändern dominieren günstige Geräte aus China vor allem von der Firma Xiaomi. Fitbit hat zwar auch mehrere Fitness-Smartwatches im Angebot, sie verkauften sich jedoch mäßig und die Firma schlüpfte unter das Dach von Google.
Für den Internet-Riesen ist die Übernahme unterdessen eine neue Chance, Fuß im Geschäft mit Computer-Uhren zu fassen, in dem Apple die Konkurrenz aus dem Android-Lager abgehängt hat.