In den USA ist wegen eines brennenden Samsung-Handys Galaxy Note 7 ein startbereites Flugzeug geräumt worden. Samsung hatte mit dem Rückruf von einer Million Smartphones begonnen – wegen Brandgefahr durch Akkus. Das nun betroffene Handy soll bereits ein Austauschgerät gewesen sein.
Vielleicht ist es auch nur Zufall. Unter Hunderttausenden von Akkus kann schließlich immer einer sein, der fehlerhaft ist und in Flammen aufgeht. Einen ungünstigeren Moment aber hätten auch Samsungs härteste Konkurrenten nicht wählen können, für das, was sich am Mittwoch in Kentucky vor einem US-Inlandsflug in einer Maschine der Southwest Airlines zutrug.
Das nagelneue Smartphone Galaxy Note 7 war ausgeschaltet, doch plötzlich fing es in der Jackentasche seines Besitzers an zu qualmen. Der Pilot informiert den Tower. Die Feuerwehr wird gerufen. Die Flugbegleiter evakuieren die Maschine. 75 Passagiere bleiben am Boden. Nichts passiert. Bis auf einen Brandfleck im Teppichboden. Verletzt wurde niemand.
Galaxy Note 7: Notbremse und Rückruf
Der Vorfall im Bundesstaat Kentucky, der in der Luft womöglich eine Katastrophe ausgelöst hätte, könnte für den koreanischen Weltmarktführer die Verlängerung des seit Wochen zu beobachtenden wirtschaftlichen Desasters bedeuten. Wegen akuter Brandgefahr durch fehlerhaft eingebaute Akkus hatte Samsung im vergangenen Monat den Rückruf von weltweit 2,5 Millionen Exemplaren seines Vorzeigemodells einleiten müssen.
Allein in Amerika waren mehr als eine Million Geräte betroffen. Samsung verlor an der Börse zwischenzeitlich 26 Milliarden Dollar an Wert.
Warum ruft Samsung das Galaxy Note 7 zurück?
Bei einigen Geräten bestand Feuergefahr beim Aufladen des Akkus. Laut Samsung gab es 35 Vorfälle, bei denen sich das Galaxy Note 7 extrem erhitzt hatte. Das ist weniger als ein Promille der bislang ausgelieferten Geräte.Bei einigen Geräten bestand Feuergefahr beim Aufladen des Akkus. Laut Samsung gab es 35 Vorfälle, bei denen sich das Galaxy Note 7 extrem erhitzt hatte.
Samsung will Brandursache untersuchen
Samsung teilte mit, dass man das Handy nun untersuchen wolle, um die Ursache für den Rauch zu erforschen. Das Unternehmen hatte vor kurzem in den USA mit dem Rückruf von einer Million Smartphones seines neuen Top-Modells Galaxy Note 7 begonnen.
Grund für den Rückruf ist die Brandgefahr durch fehlerhafte Akkus. Die USA sind neben Südkorea eines der Länder, in denen bislang die meisten Probleme bekannt geworden sind.
Allein aus den Vereinigten Staaten erreichten Samsung nach eigenen Angaben 92 Berichte von überhitzten Akkus, von denen rund ein Drittel Feuer fingen und mehr als die Hälfte zu Sachschäden führten.
Was weiß man zu den Ursachen der Brandgefahr?
Nach Angaben von Samsung verursacht ein fehlerhafter Akku die Probleme. Die Südkoreaner beziehen die Batterien von verschiedenen Herstellern. Daher sind nicht alle Geräte davon betroffen.
Warum greift Samsung zu einer solchen Aktion?
Der Konzern betont, die Sicherheit seiner Kunden habe höchste Priorität. Deshalb wolle man das Galaxy Note 7 austauschen. Der Hinweis auf fehlerhafte Akkus erklärt allerdings nicht, warum das komplette Geräte ausgetauscht werden muss. Experten spekulieren nun, ob die lokalen Reparaturwerkstätten nicht genügend Kapazitäten haben, den Akku-Tausch vorzunehmen. Außerdem ist der Akku-Tausch bei dem wasserdichten Gehäuse kein ganz banaler Vorgang.
Gibt es weitere Ursachen für die Brandgefahr?
Ja, auch eine fehlerhafte Ladeelektronik könnte eine extreme Überhitzung verursachen. Es gibt allerdings keine konkreten Indizien für weitere Fehlerursachen.
US-Fluggesellschaften ziehen Konsequenzen
Konsequenz bis zum Ende eines kompletten Geräte-Rückrufs: US-Fluggesellschaften riefen ihre Kunden dazu auf, ihre Galaxy-Note-7-Handys an Bord weder einzuschalten noch aufzuladen. Mit dem Gepäck dürfen besagte Samsung-Mobiltelefone auch nicht aufgegeben werden. Und um ganz sicher zu gehen, wurde Besitzern empfohlen, die Akkus während des Fluges aus den Handys zu nehmen.
Um das Ganze amtlich zu machen, untersagte die Flugaufsichtsbehörde FAA am 8. September offiziell den Betrieb von entsprechenden Samsung-Geräten an Bord. Tags drauf verhängte die europäische Luftfahrtbehörde EASA die gleiche Anweisung. Natürlich in der Annahme, dass Samsung nach dem Rückruf den Kunden „völlig unbedenkliche Geräte zur Verfügung stellt“, wie ein Luftfahrt-Experte am Donnerstag im US-Fernsehen sagte.
Was bedeutet das für Kunden in Deutschland?
Hierzulande dürften noch nicht viele Anwender ein Samsung Galaxy Note 7 in den Händen halten. Samsung hatte zuerst Kunden in Südkorea und China beliefert. Rund 400.000 Geräte sollen dort ausgeliefert worden sein. In Deutschland wollten die Mobilfunkprovider und Händler eigentlich an diesem Freitag mit dem Verkauf des „Phablets“ starten. Vorbesteller dürfen eventuell schon am Donnerstag beliefert worden sein.
An wen kann man sich als betroffener Kunde wenden?
Von Samsung gibt es bislang keine spezielle Website zur Abwicklung des Austausches. Besitzer eines Galaxy Note 7 sollten sich deshalb an den Händler wenden, von dem sie das Gerät erhalten haben. Der britische „Guardian“ berichtet unter Berufung auf Samsungs Mobile-Chef Koh Dong-jin, dass es bis zu zwei Wochen dauern wird, bis Ersatzgeräte bereitstehen. Bis dahin werden alle Lieferungen sozusagen unter Quarantäne gestellt.