Samsung Galaxy Note 7 Akku-Gate: wie sicher unsere Handys verwenden

Das Galaxy Note 7 ist für Samsung ein echtes PR-Desaster. Explodierende und brennende Akkus des neuen „Galaxy Note 7“ von Samsung machten weltweit Schlagzeilen. Zwar ist das Smartphone an sich ein richtiger Bringer und würde in der Bestenliste aktuell auf Platz 1 rangieren, doch die Akku-Thematik trübt das Gesamtbild. Tatsächlich sollen Lithium-Ionen-Akkus, wie sie in fast allen Smartphones stecken, unter bestimmten Bedingungen überhitzen und sogar explodieren können. In unserem Artikel verraten wir Ihnen noch genauer, wie sicher unsere Handys verwenden.

Wie sicher oder unsicher sind unsere Smartphones? Mit Berichten über explodierte Akkus sorgt das neue Smartphone von Samsung derzeit weltweit für negative Schlagzeilen. Für den Hersteller des groß angekündigten „Galaxy Note 7“ ein herber Rückschlag. Nach gemeldeten 92 Zwischenfällen und mehreren Verletzungen bei Kunden, empfahl Samsung das Ausschalten des Geräts und rief offiziell zum Umtausch des neuen Galaxy auf: der Akku könne explodieren.
Doch wie groß ist die Gefahr wirklich, dass die so genannten Lithium-Ionen-Akkus, die in den allermeisten Smartphones verbaut sind, Feuer fangen? Gemeinsam mit Physiker und Youtuber Philip Häusser hat stern TV den Test gemacht: „Wenn so ein Smartphone explodiert, dann ist es nicht einfach irgendein Teil, sondern immer der Akku“, erklärt Häusser. „Ein solcher Akku besteht aus mehreren Chemikalien. Sie nehmen die elektrische Energie auf und können sie speichern. Plus- und Minuspol des Akkus sind im Inneren von einem so genannten Separator getrennt, der einen Kurzschluss verhindert. Wird dieser Separator, also die Trennwand, beschädigt – etwa durch Hitze oder Druck von außen – entlädt sich die gesamte Energie in Sekundenbruchteilen. Dabei entsteht große Hitze und es kann zur Explosion kommen“, so die Erklärung des Physikers.

Galaxy Note 7 Akku hat zu wenig Platz

Bei Note-7-Käufern weltweit fingen die Handys Feuer. Der Grund war recht schnell klar: Der Akku muss es sein. Doch woran genau kann das liegen? Pumpt die Ladetechnik den Akku zu schnell voll, ist die Erwärmung zu stark, wurde schlechtes Material genutzt? Laut Bloomberg scheint Samsung beim Note 7 ein Konstruktionsfehler unterlaufen zu sein. Die Batterie hat einfach zu wenig Platz. Die Folge: Durch Druck von Außen oder bei thermischer Ausdehnung geraten die Platinen innerhalb des Akkus aneinander. Dadurch werden Plus- und Minuspol zusammengebracht und es entsteht ein Kurzschluss. Die Folge: Der gesamte Akku fängt Feuer.

RÜCKRUF DES GALAXY NOTE 7

Ist mein Smartphone betroffen?
Nicht nur das Laden, auch die Benutzung des „Galaxy Note 7“ von Samsung wurde inzwischen als gefährdend eingestuft.
Nach dem weltweiten Verkaufsstopp verkündete Samsung ein „Galaxy Note 7 Austauschprogramm“. Das Wichtigste zuerst: Anhand der IMEI-Nummer Ihres Note 7 verspricht Samsung, dass Sie feststellen können, ob Ihr Note 7 vom Umtausch betroffen ist. Die IMEI-Nummer steht auf dem Karton. Sollten Sie diesen nicht mehr haben, gehen Sie in Ihrem Note 7 auf “ Einstellungen > Geräteinformationen > Status > IMEI-Informationen“. Wenn Sie die IMEI-Nummer in ein Samsung-Tool eingeben, wird Ihnen das Tool zeigen, ob Sie betroffen sind.
Auf der deutschen Website von Samsung werden inzwischen alle Besitzer eines „Galaxy Note 7“ gebeten, einen Austausch direkt bei Samsung Electronics Deutschland zu beantragen. Entweder über das Webformular oder telefonisch unter der Nummer 06196 934 0 262 (Mo.-Fr. von 8-21 Uhr, Sa. von 9-17 Uhr und So. von 10-18 Uhr).
Nicht betroffene, bereits ausgetauschte und erst dann ausgelieferte Galaxy Note 7 zeigen über ein grünes Akku-Symbol (anstatt weiß) an, dass das Gerät sicher ist. Bis zum Austausch sollen Nutzer das Gerät ausschalten und wenn möglich, ihr bisheriges Smartphone nutzen.
Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier auf dieser Samsung-Website zum Austauschprogramm. Beachten Sie dort auch die FAQ unten auf der Seite.
Ob es einen Service zu Ihrem individuellen Samsung-Gerät gibt, können Sie hier überprüfen.
Folgenschwerer Brand, 50.000 Euro Schaden
So war es auch bei Schauspielerin Tanja Wenzel aus Braunschweig. An einem Samstagmorgen im Dezember 2015 wurde sie von ihrem Handywecker geweckt. Ihr Glück, dann kurz nachdem sie das Schlafzimmer verlassen hatte, explodierte aus noch immer ungeklärten Gründen der Akku ihres Smartphones und verursachte in Tanja Wenzels Wohnung einen folgenschweren Brand. Materieller Schaden: etwa 50.000 Euro. „Ich habe das Handy noch in die Hand genommen und sehe: 8:40 Uhr“, erzählt sie. Dann sei sie aufgestanden, in die Küche gegangen und plötzlich habe das Handy angefangen zu piepen. „Es hörte nicht auf, ich war schon genervt. Bis mir die Idee kam: Geh‘ doch mal rüber ins Wohnzimmer. Und da standen die Flammen schon auf dem Schlafsofa, auf dem ich noch 60 Sekunden früher gelegen habe. Die Flammen waren über einen halben Meter hoch und es war schon alles verqualmt.“

So schonen und schützen Sie Ihren Akku

Richtig laden
Laden und entladen Sie Ihren Akku nicht stets vollständig, sondern halten Sie den Akkustand zwischen 30 und 70 Prozent. Das erhöht bei den Akkus der neueren Generationen tatsächlich die Lebensdauer.

Brände und Explosionen selten, aber möglich

Dass so etwas passiert, ist bislang extrem selten, bestätigt auch der TÜV Rheinland: Grundsätzlich sind die Akkus sehr sicher, sofern sie bestimmungsgemäß verwendet werden. Das ergab auch der stern TV-Test von Philip Häusser: Um überhaupt eine Explosion erzeugen zu können, musste der Physiker zunächst die Schutzmechanismen des Handys umgehen. „In den Smartphones sind natürlich ziemlich viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen, damit es eben nicht explodiert. Angefangen bei der Strombuchse: Da gibt es Bauteile, die checken, ob die Spannung zu hoch ist und dann normalerweise abblockt. Und auch am Akku selbst gibt es Bauteile, die die Temperatur checken. Das kennen die meisten: Wenn man das Smartphone in der Sonne liegen lässt, dann geht es irgendwann von selbst aus, oder gar nicht mehr an.“ Erst mit Hilfe einer Auto-Batterie konnte Philip Häusser den Akku gezielt überladen. Beim ersten Versuch stieg allerdings lediglich die Temperatur des Kabels leicht an, beim zweiten entstand Rauch – doch keine Explosion. Erst beim dritten Anlauf mit einem stärkeren Kabel, blähte sich der Akku plötzlich auf – und explodierte. Dabei kam es für ein paar Sekunden zu Temperaturen um 1000 Grad. „Wir hatten dabei allerdings alle Sicherheitsmechanismen überbrückt“, so Häusser. Das sei kein realistisches Szenario. „Aber wenn der Akku wirklich defekt ist, kann so etwas passieren.“
So geschehen bei der 13-jährigen Ariel Tolfree aus Texas: Das Mädchen wachte nachts auf, weil ihr Smartphone – ein Samsung Galaxy S4 – unter dem Kopfkissen brannte. Sie hatte Glück im Unglück. Übrig blieb nur noch ein verschmorter Haufen Kunststoff. Ursache für die plötzliche Selbstentzündung war der Akku eines Drittherstellers, der von Samsung nicht offiziell freigegeben war. Offenbar hatte die 13-Jährige den Akku über Nacht unter dem Kopfkissen geladen.
Im Fall des Galaxy Note 7 soll der Akku minimal zu groß für das Gehäuse sein und deshalb Druck darauf kommen. Die Ursache ist jedoch noch nicht ganz geklärt. Lithium-Polymer-Akkus und Lithium-Ionen-Akkus, wie sie im Großteil der Smartphones stecken, können in seltenen Fällen oder bei nicht sachgerechter Nutzung zu heiß werden – und in Extremfällen sogar explodieren. Aus Sicherheitsgründen sollten Sie die weiter oben stehenden Tipps beherzigen, um Ihren Akku zu schonen und sich selbst zu schützen.