Honor 20 Pro im Test: Oberklasse-Smartphone mit High-End-Kamera

Nachdem das Honor 20 Pro durch die US-Sanktionen erst einige Wochen später als zunächst erwartet auf den Markt gebracht werden konnte, ha­ben wir uns das neue Flaggschiff-Modell einmal genauer angesehen. Die High-End-Kamera mit Nachtmodus konnte dabei besonders überzeugen.

Das Smartphone wird in einem eher schlichten Karton, auf dem ein Bild des Geräts zu sehen ist, verschickt. In der Verpackung befinden sich dann das Honor 20 Pro an sich, ein USB-C-Kabel, ein Netzteil, ein SIM-Slot-Öffner, ein Kopfhörer-Adapter sowie einige Unterlagen. 

Honor setzt auf leistungsstarken Kirin-Prozessor

Im Inneren des Flaggschiff-Modells verrichtet der zum Launch aktuellste Prozessor von Hua­wei, der Kirin 980, seine Arbeit. Der Chip wurde im 7-Nanometer-Verfahren hergestellt und verfügt über acht Ker­ne sowie eine Dual-NPU, die verschiedene AI-Aufgaben über­neh­men kann. Dabei takten vier Cortex-A76-Kerne mit bis zu 2,6 Gigahertz und vier Cortex-A55-Kerne mit bis zu 1,8 Gigahertz. Die CPU ist an ein Cat.21-LTE-Modem angebunden und wird von einer Mali-G76-GPU sowie acht Gi­ga­by­te RAM unterstützt. Die 256 Gigabyte UFS-Spei­cher dürften für so einige Apps und Videos reichen.

Die Lautstärkeregler sind am rechten Rand des Smartphones positioniert. Darunter befindet sich in einer Einkerbung der Power-Button, welcher zugleich den Fingerabdruck-Sensor in sich trägt. Die Frontkamera ist in Form eines Lochs in den Bildschirm integriert. Eine Notch gibt es nicht. Offensichtliche Verarbeitungsmängel konnten wir nicht feststellen. Mit einem Infrarot-Sender kann das Gerät als Fernbedienung dienen. 

Dual-SIM-Slot nicht mit MicroSD kompatibel

Der Nutzer hat die Möglichkeit, eine zweite SIM-Karte in das Smartphone einzulegen. In den Einstellungen kann flexibel festgelegt werden, welcher Vertrag jeweils für Anrufe und Internetverbindungen genutzt werden soll. Bei den meisten Dual-SIM-Slots kann anstelle einer zweiten SIM auch eine MicroSD-Karte genutzt werden. Das funktioniert beim Honor 20 Pro allerdings nicht. Somit lässt sich der Speicher des Geräts nicht direkt erweitern. Wem der interne Speicher nicht ausreicht, muss über einen Cloud-Dienst oder einen mit dem Gerät kompatiblen USB-C-Stick nachdenken. 

Kein AMOLED: Always-On-Feature fehlt

Auf den ersten Blick könnte man denken, dass Honor im 20 Pro ein AMOLED-Panel verbaut hat. Tatsächlich lässt sich in dem Smartphone aber ein IPS-LC-Display mit einer Größe von 6,26 Zoll in der Diagonalen finden. Der Bild­schirm löst mit 1080 x 2340 Pixeln auf. Ob­wohl die Farben und Kontraste sehr intensiv wir­ken, die Helligkeit auch bei Tageslicht aus­rei­chend ist und das Panel eine hohe Blick­win­kel­sta­bi­li­tät bietet, kann der Bildschirm in Bezug auf den Schwarzwert nicht ganz mit AMOLED-Displays konkurrieren. Da das Panel beim Dar­stel­len von schwarzen Pixeln trotzdem Ener­gie verbraucht, verfügt das 20 Pro über keinen Always-On-Modus. 

Der Mono-Lautsprecher des Smartphones reicht aus, um Videos mit Ton ansehen und Te­le­fo­na­te im Lautsprecher-Modus führen zu können. Für die Wiedergabe von Musik sollten dann doch Kopfhörer oder eine andere externe Anlage genutzt werden, da der Lautsprecher auf­grund seiner geringen Größe kaum Bässe erzeugen kann. 

Google Pay konnte auf dem Testgerät nicht genutzt werden

Schon gleich nach dem ersten Einschalten des Geräts haben wir eine Überraschung erlebt. Das Honor 20 Pro hat uns direkt davor gewarnt, dass man dem Smartphone nicht trauen sollte. Der Grund: Das Testgerät scheint vor dem Versand gerootet worden zu sein. Dadurch ist es möglich, beliebige Software auf das Gerät zu spielen und Apps zu manipulieren. 

Aus diesem Grund wurde die Einrichtung von Google Pay blockiert, sodass wir nicht testen konnten, wie das kontaktlose Bezahlen mit dem Honor 20 Pro in der Praxis funktioniert. Die im Handel erhältlichen Exemplare dürften hingegen ohne Root-Zugriff ausgeliefert werden.

Gute Akkulaufzeit, Wechsel nicht möglich

Der Akku des Smartphones verfügt über eine Kapazität von 4000 mAh. Im Normalfall kann damit auch bei intensiver Nutzung eine Laufzeit von einem Tag erreicht werden, ohne das Gerät erneut an das Ladekabel anschließen zu müs­sen. Ein Wechsel des Akkus kann vom Käufer selbst aber nicht durchgeführt werden. Soll­te die Komponente also einmal einen Defekt auf­wei­sen, so muss das Honor 20 Pro zur Re­pa­ra­tur eingeschickt werden. 

Mit dem im Lieferumfang enthaltenen Netzteil wird der Akku innerhalb von knapp 90 Minuten wieder vollständig aufgeladen. Bereits in den ersten 30 Minuten konnte das Gerät die Hälfte seiner Akkukapazität wiedergewinnen. Beim Netzteil handelt es sich um einen Schnelllade-Adapter, welcher das Smartphone mit einer Leistung von 22,5 Watt versorgt. 

Smartphone ohne IP-Zertifizierung

Über eine IP-Zertifizierung verfügt das Smartphone nicht. Hierfür dürften entweder das US-Embargo oder die Kosten einer solchen Zertifizierung verantwortlich sein. Natürlich bedeutet die fehlende Zertifizierung nicht, dass sich das Gerät beim Kontakt mit Staub oder Wasser sofort auflöst und seinen Dienst verweigert. Im alltäglichen Gebrauch konnten wir keine Wasser- und Staubschäden erkennen. Da es sich bei unserem Testgerät nur um eine Leih­ga­be gehandelt hat, haben wir darauf verzichtet, das Smartphone ins Meer zu werfen oder den klassischen Drop-Test durchzuführen. Stylische Rückseite verhindert drahtloses Laden

Das Design der Rückseite des Honor 20 Pro dürfte für viele Interessenten ein aus­schlag­ge­ben­der Faktor für den Kauf des Geräts sein. Unter dem Glas befinden sich kleine Prismen, die dafür sorgen, dass sich der Farbverlauf abhängig vom Blickwinkel verändert. Damit wird ein Tiefeneffekt erzeugt, der reflektiertes Licht wie ein Hologramm erscheinen lässt. Um diese Il­lu­sion besser zur Geltung kommen zu lassen, wurde der Fingerabdruck-Sensor nicht auf der Rück­sei­te des Smartphones, sondern im Power-Button an der Seite un­ter­ge­bracht. Der Scan­ner gibt das Display nach Auflegen des Fingers im Bruchteil einer Sekunde frei. 

Leider bringt die Gestaltung der Rückseite auch einen gravierenden Nachteil mit sich. Das Ho­nor 20 Pro kann nicht drahtlos aufgeladen werden und ist daher natürlich auch nicht mit den entsprechenden Ladestationen kompatibel. Viele High-End-Smartphones sind heutzutage mit Qi-Support ausgestattet, sodass sich das fehlende Feature als negativ ansehen lässt. Die Fans von analogen Kopfhörern dürften vom Honor 20 Pro ebenfalls enttäuscht sein. Wie es inzwischen bei fast allen High-End-Smartphones der Fall ist, besitzt das Gerät keinen 3,5-Millimeter-Kopfhörerausgang. Wer keine drahtlosen Kopfhörer besitzt, kann seine analogen Kopfhörer über den mitgelieferten Adapter an den USB-C-Port des Smartphones anschließen. Das gleichzeitige Aufladen des Geräts ist nicht möglich. 

Quad-Kamera stellt das größte Feature dar

Ein Highlight des Honor-Flaggschiffs stellt die Quad-Kamera auf der Rückseite des Geräts dar. Hier hat der Hersteller vier verschiedene Linsen untergebracht. Neben einer Weitwinkel-Linse (Sony IMX586) mit f/1.4-Blende, die mit 48 Megapixeln auflöst, sind dort eine Ultra-Weitwinkel-Linse mit f/2.2-Blende und 16-Megapixel-Auflösung und eine Makro-Linse, die mit zwei Megapixeln auflöst, platziert. Außerdem lässt sich im Kamera-Modul ein Teleobjektiv mit f/2.4-Blende, 8-Megapixel-Auflösung, dreifachem optischen sowie 30-fachem digitalen Zoom finden. Die Frontkamera ist im Display untergebracht und verfügt über 32-MP-Auflösung. 

Mit der Hauptkamera werden in der Praxis Bilder geknipst, dessen Qualität sich von den meis­ten anderen derzeit erhältlichen Smartphones abhebt. Nicht nur bei Objekten wie Ge­bäu­den, sondern auch bei weitläufigen Landschaften zeigt die Kamera ihre Stärken. Auf den Fo­tos lassen sich selbst bei näherer Betrachtung noch zahlreiche Details erkennen. Die Software: Android & Magic UI

Als Software kommt Android 9.0 Pie auf dem Honor 20 Pro zum Einsatz. Das mobile Google-Betriebssystem war dafür verantwortlich, dass der Release des Geräts zunächst verschoben werden musste. Aufgrund der US-Sanktionen gegen chinesische Hersteller, darunter Honor, konnte das Smartphone nur mit Mühe eine Li­zenz für das Betriebssystem erhalten. Obwohl die Unternehmen nun mit Hochdruck an ei­ge­nen Alternativen arbeiten, haben die Be­sit­zer des 20 Pro den Vorteil, dass sich Goo­gle-Dien­ste wie der Play Store verwenden lassen. 

Die Benutzeroberfläche stellt die von Honor selbst entworfene Magic UI in der Version 2.1 dar. Die Software bringt unter anderem einen GPU-Turbo und die Option, die meisten Teile des Systems mit Gesten zu erreichen, mit sich. Wie das genau funktioniert, wird dem Nutzer beim Einrichten und anschließend in einer separaten App für Tipps erklärt. Leider sind einige Bloatware-Anwendungen vorinstalliert. Dazu zählen Booking.com, Amazon Shopping sowie Fortnite. Immerhin lassen sich die Apps später ohne Probleme wieder entfernen. 

Der Software-basierte Nachtmodus rechnet Fotos schön

Eine wichtige Software-Funktion arbeitet mit der Quad-Kamera zusammen. Es handelt sich um den Nachtmodus, welcher ebenso auf Huawei-Smartphones zum Einsatz kommt. Bei wenig Licht aufgenommene Bilder werden bei längerer Belichtungszeit Software-seitig nach­ge­bes­sert, um mehr Details erkennen und gleichzeitig ein Rauschen vermeiden zu können. Das lässt die Fotos etwas künstlicher wirken, als es bei Tagaufnahmen der Fall ist. 

Tatsächlich funktioniert das Zusammenspiel des Kamera-Moduls mit den Software-Features so gut, dass einige Motive, die nicht mit dem menschlichen Auge erkennbar sind, beim He­ran­zoo­men in einem aufgenommenen Foto eindeutig sichtbar werden. Das Smartphone nim­mt 4K-Videos mit einer Wiederholungsrate von 30 Bildern pro Sekunde auf. Preis und Farben im Überblick

Für das Honor 20 Pro empfiehlt der Hersteller einen Preis von 599 Euro. Das Smartphone wird in zwei verschiedenen Farbvarianten angeboten. Dabei handelt es sich um die Modelle „Phantom Black“ und „Phantom Blue“. Bei unserem Testgerät handelt es sich um die erste Variante, wobei das Modell mehr durch einen lilafarbenes als durch ein schwarzes Design bestimmt wird. Das „normale“ Honor 20, ist bereits ab 499 Euro (UVP) erhältlich. 

Hinweis: Honor hat uns für diesen Testbericht temporär ein Smartphone bereitgestellt. Der Testbericht wurde trotzdem unabhängig hiervon verfasst. Wir betonen ausdrücklich, dass der Bericht zu jedem Zeitpunkt lediglich unsere eigene Meinung zu dem Produkt widerspiegelt.